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Cover Walfangreise

Über das Buch

Vor etwa 15 Jahren bekam ich von meinem Vater dieses Tagebuch mit den dazugehörigen Fotos in die Hand und war so fasziniert, dass ich beschloss, dass mehr Leute zu diesem inzwischen historischen Zeitdokument Zugang bekommen sollten. Sich in diese Zeit zurück zu versetzen, sich gedanklich mit auf das Schiff zu begeben und einen Alltag erleben, in dem es in erster Linie um die harte Arbeit im Walfang, aber auch um Kameradschaft und historische Ereignisse geht – das möchte ich dem Leser ermöglichen. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass diese Rückschau aufzeigt, welch beeindruckende Tiere die Wale sind und wie wichtig es ist, ihre Arten zu schützen – und für ihren Fortbestand zu kämpfen!

Von Oktober 1938 bis zum April 1939 heuerte mein Großvater Heinrich Wickede (1907 – 1984) auf dem Walfangschiff Walter Rau an, um sich seinen Traum erfüllen zu können: mit dem dort verdienten Geld die Hamburger Seefahrtsschule besuchen zu können und damit seine Zukunft weiter ausbauen zu können. Er schildert ungefiltert und ungeschönt das blutige Handwerk. Anders als heute machte sich damals keiner Gedanken über die Folgen der massiven Abschlachtungen bis hin zur drohenden Ausrottung.

Durch den gleich darauf folgenden Ausbruch des zweiten Weltkrieges war für Heinrich Wickede das verdiente Geld verloren.

Leseprobe

Silke M. Zacharias: Eine Walfangreise auf der Walter Rau 1938/39
Taschenbuch, 16,90 €, 160 Seiten, 138 Abbildungen

6. Oktober 1938

Am 26. September 1938 musterte ich auf dem Walfangschiff „Walter Rau“ an. Es ist die zweite Fahrt, die Walter Rau mit seinem Schiff samt den Fangbooten unternehmen lässt. Ich hoffe, dass ich genug Geld für die Seemannsschule verdienen kann! Das hängt davon ab, wie viele Wale wir fangen werden.

Für die 7 Monate lange Reise wurde das Schiff vom 26. September bis zum 8. Oktober ausgerüstet, zwei Tage später soll es losgehen.


10. Oktober 1938

Der 9. Oktober war ein Sonntag, an dem ich die letzten Vorbereitungen zur Reise erledigte. Ich packte die nötigen Sachen zusammen, viel ist es nicht, was ich mitnehmen darf. Warme Wäsche, das ist das Wichtigste.

Abends müssen wir dann alle an Bord sein.

Heute fuhren wir dann los. Am Morgen um 7:00 Uhr ging das große Abschiednehmen los. Grete und Oma Meyer standen mit all den anderen Frauen und Kindern zusammen.

Für die meisten war es eine schwere Stunde, auch für mich. Bei Brunshausen wurde noch Pulver für die Fangboote geladen. Um 18:30 Uhr erreichten wir dann Elbe 1, wo wir den Elblotsen Paul Külper, der uns von Hamburg bis hier geführt hat, von Bord ließen. Wir wünschten uns noch gegenseitig „Lebewohl“ und dann ging es hinein in die weite See.

Nun sitze ich hier in der Kombüse und habe vor, täglich Einträge zu machen, um mich immer an diese Fahrt und an diese Zeit zu erinnern.

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Historisches

Zur Geschichte des Walfangs

Im Süden der Koreanischen Halbinsel Bangu-Dae belegen Felszeichnungen und Knochenfunde, dass bereits vor 7000 Jahren Jagd auf Wale gemacht wurde. Russische und amerikanische Archäologen entdeckten diesen (bislang ältesten) Beleg für Walfang. Bei einer Ausgrabung auf der Tschuktschen-Halbinsel fanden sie außerdem ein 3.000 Jahre altes Stück Walross-Elfenbein, auf dem Szenen einer Waljagd eingeschnitzt sind.

1611 begannen Engländer und Niederländer eine umfangreiche Jagd auf Grönlandwale, deren großen Bestände bei der Suche der Nordost-Passage 1583 sowie 1596 nördlich von Sibirien entdeckt wurden. Deutsche Schiffe aus Hamburg und Altona schlossen sich 1644, englische Kolonisten in Nordamerika 1650 an.

 

1675 gingen bereits 75 Hamburger Schiffe auf Grönlandfahrt, vor allem in den Gewässern bei Spitzbergen. Bis heute gibt es im Nordwesten Spitzbergens eine „Hamburger Bucht“.

Sechs bis acht Männer passten in ein stabiles Ruderboot, das zum Walfang eingesetzt wurde. Mit Hilfe von Handharpunen und Lanzen wurden die Tiere erlegt und an der Längsseite des Walfangschiffes abgespeckt.

 

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