Zur Geschichte des Walfangs
Im Süden der Koreanischen Halbinsel Bangu-Dae belegen Felszeichnungen und Knochenfunde, dass bereits vor 7000 Jahren Jagd auf Wale gemacht wurde. Russische und amerikanische Archäologen entdeckten diesen (bislang ältesten) Beleg für Walfang. Bei einer Ausgrabung auf der Tschuktschen-Halbinsel fanden sie außerdem ein 3.000 Jahre altes Stück Walross-Elfenbein, auf dem Szenen einer Waljagd eingeschnitzt sind.
1611 begannen Engländer und Niederländer eine umfangreiche Jagd auf Grönlandwale, deren großen Bestände bei der Suche der Nordost-Passage 1583 sowie 1596 nördlich von Sibirien entdeckt wurden. Deutsche Schiffe aus Hamburg und Altona schlossen sich 1644, englische Kolonisten in Nordamerika 1650 an.
1675 gingen bereits 75 Hamburger Schiffe auf Grönlandfahrt, vor allem in den Gewässern bei Spitzbergen. Bis heute gibt es im Nordwesten Spitzbergens eine „Hamburger Bucht“.
Sechs bis acht Männer passten in ein stabiles Ruderboot, das zum Walfang eingesetzt wurde. Mit Hilfe von Handharpunen und Lanzen wurden die Tiere erlegt und an der Längsseite des Walfangschiffes abgespeckt.
Der Tran des Wals wurde vorwiegend für künstliche Beleuchtung benötigt, ebenso zur Produktion Seifen, Suppen, Farben, Gelatine oder Speisefette (z. B. Margarine) sowie Schuh- und Lederpflegemittel. Die Herstellung von Nitroglycerin war damals ohne Walöl nicht möglich, und so meinte nach dem Ersten Weltkrieg die britische Armeeführung: „Ohne das Walöl wäre die Regierung nicht in der Lage gewesen, sowohl die Ernährungsschlacht als auch die Munitionsschlacht zu schlagen.“
Mit Hilfe der in Deutschland entwickelten Harpunenkanone wurde es 1864 möglich, auch die schnelleren Blau- und Finnwale zu jagen. Die Harpune erhielt einen Granatkopf, der im Körper des Wales sofort explodierte und ihn somit schneller tötete. Um 1935 leitete man dann zusätzlich Strom durch die Harpunenleine, der das Tier betäubte und somit das Gerät weiter verbesserte.
Nachdem der Walfang dank der Erfindung von Petroleum 1855 in den Folgejahren fast zum Erliegen kam, wurde er durch die Erfindung der Margarine und der stärkeren Nachfrage nach Nitroglycerin wiederbelebt. Dies führte dementsprechend in den Folgejahren erneut zu einem weiteren Anstieg des Walfangs.
Erst um 1930 wurde deutlich, wie sehr der Walbestand durch die starke Bejagung gefährdet war. Allein 1930 und 1931 wurden 30.000 Blauwale getötet, das sind mehr als der heutige gesamte Bestand weltweit. Im gesamten 20. Jahrhundert waren es etwa drei Millionen Wale.
Der deutsche Walfang 1930 bis in die 1960-er
Die Pläne eines eigenen deutschen Walfangs nahmen im März 1935 konkrete Formen an, als die Walter Rau Walfang AG am 5. März sowie die Erste Deutsche Walfang-Gesellschaft mbH am 25. März 1935 gegründet wurden.
Fünf Gründe sprachen für einen eigenen deutschen Walfang:
- Bestrebung der Nationalsozialisten nach Unabhängigkeit
- Reduzierung der hohen Importe aus Norwegen
- damit verbundene Kostenersparnis durch verminderten Deviseneinsatz
- Ausweitung der Produktionsmengen
- Verminderung der Arbeitslosigkeit
Dementsprechend wurde der eigener Walfang zu einem wichtigen Punkt im zweiten deutschen Vierjahresplan 1937–40 zur Schließung der so genannten Fettlücke, d.h. den Rohstoffmangel an Fetten und Ölen.
1938 bis 1939 waren insgesamt sieben Fabrikschiffe mit 56 Fangbooten für Deutschland unterwegs, das so nach Norwegen und Großbritannien zur drittgrößten Walfangnation aufstieg.
Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges endete der selbstständige deutsche Walfang. Insgesamt hatten sieben deutsche Fangflotten in der Arktis und Antarktis etwa 15.000 Tiere erlegt. Die deutsche Walfangflotte wurde nun zur wehrtechnischen Verwendung ausgerüstet.
Die Walfangflotte „Walter Rau“
Das Mutterschiff „Walter Rau“ war damals weltweit am besten ausgestattet und lief in der Saison 1937–38 erstmals mit ihren 8 Fangschiffen in die Antarktis aus.
Informationen der „Walter Rau“:
- gebaut 1937, Deutsche Werft Finkenwerder
- 752 BRT, 7.145 NRT
- Länge 167,60 m, Breite 22,70 m, Tiefe 10,20 m
- 6000 PS
- zwei Antarktisreisen
- 1945 an Norwegen abgeliefert, umbenannt in „Kosmos IV“
- Verwendungszeit der Stempel: 10.10.1938 bis 19.4.1939
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das im Krieg beschädigte Schiff repariert und modernisiert und ging dann als Kriegserstattung 1948 an Norwegen. Es wurde von der Kosmos A/S übernommen und auf den Namen Kosmos IV umgetauft. Dies war das letzte und einzige norwegische Fangschiff, das in der letzten Fangsaison 1967–68 in der Antarktis Walfang betrieben hat. Das Schiff wurde später an Japan verkauft. Das 1939 bei der Deschimag, Werft Seebeck Bremerhaven, gebaute Fangboot Rau IX ist heute nach über 30jähriger Dienstzeit – zunächst als Fangschiff und dann im Krieg als U-Boot Jäger, Vorpostenboot und Minenräumer, dann wieder als Walfänger in Norwegen und Island – Museumsschiff beim Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremerhaven.